Die Kunst des Künstlers in Covid-19-Zeiten. Frage an Ai Weiwei.

Michael Bach Bachtischa

Die Kunst des Künstlers in Covid-19-Zeiten.
Frage an Ai Weiwei.

 

Vorwort:

Kunst! Gibt es so was? Überall, oder nur bei uns?

Im alten China beispielsweise wurde ein 7-saitiges Zupfinstrument namens Qin (oder Guqin), ein Instrument der Gelehrten (genannt wird in diesem Kontext oft Konfuzius), im engsten, vertrauten Personenkreis gespielt. Die Lautstärke des Instruments ist winzig, so daß die Frage, für ein Publikum zu spielen, sich erübrigt, das Publikum bleibt außen vor.

Die nachfolgenden Überlegungen handeln von der Kunst in unserer westlichen Zivilisation, die zeitgenössisch sein, die also in ihrer Entstehungszeit öffentlich resonieren will. Künstlerische Aktivitäten können schockieren, beeindrucken oder sie buhlen, wenn man so will, um die Gunst des Publikums. Oft kann es im populären Umfeld gar nicht laut genug zugehen, Amplifizierung ist deshalb angesagt. So oder so, die Kunstausübung wird als eine öffentliche Tätigkeit aufgefaßt. Dinge, die im stillen Kämmerlein ausgebrütet werden und von dort nicht nach außen dringen, können selbstredend von der Allgemeinheit nicht wahrgenommen werden und zählen für sie nicht. Das daraus resultierende Dilemma, wovor die chinesische Tradition mit der Qin bewahrt, besingt der Kabarettist Georg Kreisler: “Ein Bild von einem Denker, doch keiner dachte mit.” 1

Ich setze diese einführenden Worte hier voran, weil ich Gelegenheit hatte, dem Künstler, Medienkünstler, Menschenrechtler Ai Weiwei im Rahmen eines Webinars mit dem, zugegebenermaßen antiquiert bürgerlichen, Titel “The Art of Being an Artist“, zu Deutsch: “Die Kunst ein Künstler zu sein” eine Frage zu stellen 2:

Die Frage zielt darauf ab, wie sich der Künstler in einer Situation, verursacht durch die gängelnden Covid-19-Regelungen der Regierungen, verhalten kann. Hintergrund ist, daß der Staat inkonsequent handelt, wenn er – einerseits – die Kunstfreiheit proklamiert, die Künstler dazu anhält in die Gesellschaft hineinzuwirken (die Kunst kann nur als “frei” gelten, wenn sie gesellschaftlich relevant ist) und – andererseits – mit den Covid-19-Beschränkungen, die pauschal eine klar umrissene Gruppe von Menschen, nämlich die der Ungeimpften, vom Kulturleben abschneidet, und damit genau jene grundgesetzliche Verpflichtung der Garantie der Freiheit der Kunst unterläuft.

*

Die Frage:

In Covid-19-Zeiten gilt für alle Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen die Regel, daß ungeimpften Menschen der Zugang dazu verwehrt ist. Sogar die Volksbank in Deutschland wirbt mit dem Slogan ‘Wir impfen uns den Weg frei.’

Selbst wenn bewiesen werden könnte, daß die Impfung für jedermann hilfreich wäre …, so scheint der Ausschluss einer Gruppe von Menschen vom öffentlichen Leben unakzeptabel zu sein. Der Zugang zur Kunst darf nicht verwehrt werden – und – in einer geschlossenen und aufgeteilten Gesellschaft kann Kunst nicht wirken. Ein verrücktes Beispiel wäre eine Aufführung von John Cage’s Werk 4’33” vor einem geimpften Publikum, währenddessen die Ungeimpften außen vor gelassen werden. Dies erscheint absurd.

Deshalb die Frage: Welche Möglichkeiten stehen den Künstlern, Darstellern und Musikern, aber auch Galeristen, Museen, Theatern und Konzertveranstaltern zur Verfügung diese Stigmatisierung zu überwinden? Wenn es keine Strategien im Kunstbetrieb gibt, sollte dann der Künstler in den Untergrund gehen (Marcel Duchamp)?3

 

Ai Weiwei’s Entgegnung:

Das ist eine große Katastrophenfrage 4. Erstens, ich – wissen Sie – haben wir eine Art Verpflichtung, solange wir Teil der Gesellschaft sind. Nicht unbedingt eine Verpflichtung, an die wir glauben wollen oder wie wir denken, dass sie sein sollte. Aber, wir sind Teil der Gesellschaft. Das ist also der Deal. Es ist fast wie ein Geschäft. Aber nicht unbedingt, dass jeder Deal ein richtiger Deal ist.

Ich glaube nicht, dass die Regierung irgend ein Recht – absolut! – hat, den Menschen zu sagen, was sie tun sollen. Wenn, es sei denn, Sie glauben, dass Ihnen viele Menschen als Sklaven gehören oder jemand, mit dem Sie wirklich herumspielen können. Also, ich weiß nicht, ich … bei einer Gelegenheit hörte ich Putin, den russischen Präsidenten, vielleicht ist es nicht wahr oder wahr, aber bei einer Gelegenheit sagte er, er wolle nicht erwarten, dass Menschen geimpft werden, weil sie es nicht müssen. Also, ich fühle mich einverstanden mit diesem Diktator, der diesen gesunden Menschenverstand hat, Menschen über ihre eigenen Angelegenheiten entscheiden zu lassen, und das schließt die Gefahr über Leben und Tod ein und Menschen, die [dazu verleitet werde, sich zu schämen?]. Aber trotzdem ist dies ihr Körper. Also, ich bin geimpft, verstehe aber durchaus jeden, der nicht diskriminiert werden will und soll. Die Gesellschaft hat ein sehr grundlegendes moralisches Vertrauen verloren. Sie können also nicht den Ingenieuren oder sogar den Fachleuten vertrauen, die aus der Pandemie Geschäfte machen. Man kann ihnen einfach nicht vertrauen, weil es immer Profit gibt.”5

*

Der Kommentar:

Ai Weiwei stellte eine bipolare Interessenlage dar, erläuterte aber nicht, wie der daraus entstehende Konflikt zu lösen wäre, welche Handlungsmaxime der Künstler daraus ableiten soll, wenn die Regierungen nach Gutdünken doch repressive Maßnahmen erzwingen, – real sind diese ja bereits in Kraft gesetzt. (Überraschend ist, daß Ai Weiwei ausgerechnet den Autokraten Vladimir Putin als ein Positivbeispiel in diesem Zusammenhang erwähnte.) Im Klartext, es gibt mindestens zwei Möglichkeiten die freie Kunstausübung zu unterbinden: Entweder werden Verbote gegenüber dem Kunstschaffenden ausgesprochen, oder gegenüber dem Publikum. Die Auswirkungen auf die Freiheit der Kunst ist ähnlich. Schwer vorstellbar, daß Ai Weiwei sich dieser Problematik nicht bewußt ist, wo er selbst soziale Konflikte zum Inhalt seiner Kunst macht.

Das Gespräch des Webinars führte im weiteren Verlauf in andere Gefilde, der Kern meiner Frage blieb ergo unbeantwortet.

Eine Entschlüsselung meiner Frage ist eigentlich mit der absurden Vorstellung, John Cage’s Werk “4 Minuten 33” nur für Geimpfte aufzuführen, knapp angedeutet worden: Sind die traditionellen Foren, die einer Triage des Publikums unterliegen, unbrauchbar geworden? Der Künstler versteht sich keinesfalls als ein bloßer Warenanbieter, oder als ein brillanter Unterhalter. Sein gesellschaftlicher Input betrifft alle, inklusive Ungeimpfte, auch wenn er am Ende nur bei wenigen auf fruchtbaren Boden fallen sollte. Wer im Endeffekt derjenige Einzelne im Auditorium tatsächlich ist, welcher die Botschaft auffängt, läßt sich schwer vorhersagen. Minderheiten waren schon immer der Resonanzboden und die Verstärkereinheit für neue künstlerische Ambitionen. Wie Arnold Schönberg nüchtern feststellte: “Die Feindschaft der Mehrheit wendet sich stets gegen diejenigen, die in unbekannte Gebiete vorstoßen.” 6 Das trifft nicht unbedingt für Erfindungen im praktischen Leben zu, aber fast regelmäßig für Neudefinitionen im Geistigen. Arthur Schopenhauer: “Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.” Die reaktionäre Ablehnung eines progressiven geistigen Umdenkens vonseiten der “Mehrheit” erfolgt wie das Amen in der Kirche. Die Stärke der Empörung ist bestenfalls ein Indikator, ein Qualitätssiegel, ein Gradmesser für den mentalen, intellektuellen Abstand des Neugeschöpften zu überkommenen Ansichten. Umgekehrt, wenn der Widerstand der “Mehrheit” ausbleibt, dann könnte das ein Indiz für eine angepaßte Präsentation, sprich: für einen sogenannten dritten Aufguß, sein. Meistens ist es aber auch so, daß das Neue im Moment seines Erscheinens erst gar nicht als solches erkannt wird. Oder, die Ablehnung manifestiert sich als bewußte Ignoranz, als Totschweigen. An letztere Möglichkeiten hat der gute Schopenhauer nicht gedacht. Jedenfalls, dieses Inter-Esse zwischen Künstler und Publikum ist essentiell – aber, wie bereits gesagt, nur wenn vorausgesetzt werden kann, daß Kunst den postulierten Platz in der Gesellschaft inne hat.

Übrigens soll es immer noch ungeimpfte Künstler geben. Was ist mit denen? Berufsverbot?

Die Institutionen im Kunstbereich, die Kunst in der Öffentlichkeit präsentieren und in ihr ermöglichen, betreffen diese skizzierten Überlegungen genauso. Der Regisseur, Kulturpolitiker und Intendant August Everding formulierte das einmal so: “Ich will nicht etwas managen, im Gegenteil, ich will etwas bewirken.” 7

Stellt sich somit die Alternative für den Künstler, in der heutigen, behördlich kanalisierten Covid-19-Welt: Soll er nun in die Offensive oder Defensive gehen? Für den Künstler bleibt nur letzteres, wenn er sich nicht aufdrängen will, wenn ihm die Rolle des gewalttätigen Bekehrers mißfällt. Den Zugang zur Kunst kann nur die privilegierte Mehrheit und die gebrandmarkte Minderheit gemeinsam für sich erkämpfen, Stichwort: Solidarität gegenüber der Administration (s. u.). Aber, daß es nicht damit getan ist, einem geimpften Teil der Öffentlichkeit Zugang zur Kunst zu gewähren, damit Kunst angeblich frei sei und den ihr angemessenen Widerhall finden könne, scheint noch gar nicht im allgemeinen Bewußtsein aufgegangen zu sein. Klar ist, ein Kunstschaffender muß persönlich und wirtschaftlich unabhängig sein, um diesen radikalen, und gleichwohl naheliegenden Gedanken der temporären Verweigerung umsetzen zu können, sich, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, dem offiziellen Kulturbetrieb zu entziehen. Ist es nicht so, daß jeder Künstler sowieso in seinem biographischen Werdegang viel geopfert, viel entbehrt hat, so daß er sowieso diesen pekuniären Entzug schon kennt? Und, – es gibt bekannte und wohlhabende Künstler, die ein vielbeachtetes Zeichen setzen könnten.

Mit Prinzipienreiterei hat das nichts zu tun. Der Zugang zur Kunst, vor allem zur zeitgenössischen Kunst muß uneingeschränkt für alle gewährleistet sein. Dies ist lebenswichtig für die sogenannte Zeitkunst, also Theater, Tanz und Musik, welche, an die angestammten Spielplätze gebunden, ansonsten ihre eigene Zeit verfehlen würde.

Kunst = Leben“, allerdings nicht umgekehrt, weil dies keine mathematische Gleichung ist, in der Leben und Kunst gleichwertig und vertauschbar wären. Diese verbale Vergleichung gibt die Orientierungsrichtung vor, nämlich Kunst mit Blick auf das Leben. Kunst erforscht die Prinzipien des Lebendigen, um zu sinnvollen Aussagen zu kommen. Ich fragte einmal John Cage, was die Herausforderung in einer schwierigen Aufführungssituation ist und was genau er meinte mit “Performance is necessary“, in Deutsch: “Aufführungen sind notwendig“. (Gemeint ist, daß auf eine Live-Aufführung nicht verzichtet werden kann.) Seine Antwort: “Eine Darbietung ist so nahe am Leben, daß sie ihre Erscheinung nicht mehr ändern kann, sobald sie den Schritt getan hat (…).” 8

Wir sagen, wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Das Grundgesetz garantiert die Kunstfreiheit gemäß Art. 5, Abs. III: “Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. (…)”. Der Freiheit von Kunst wird ein hoher Stellenwert zugeschrieben, sie ist sogar ein Grundrecht und nicht nur ein grundrechtsgleiches Recht. Die Väter des Grundgesetzes haben den Artikel offen formuliert. Gemäß den obigen Darlegungen ist es in letzter Konsequenz gleichermaßen ein Verstoß gegen verbürgte Grundrechte, wenn der Künstler oder, statt seiner, das Publikum beschränkt, manipuliert und zensiert wird. Man bedenke doch einmal: Der kranke Ungeimpfte oder der erkrankte Geimpfte bleiben sowieso zu Hause. Der Künstler ist auf den oszillierenden Austausch mit der Öffentlichkeit angewiesen.

Ja, ich weiß, Marcel Duchamp, eine wichtige Bezugsperson Ai Weiwei’s, wäre es schnuppe gewesen, ob jemand seine Kunst sehen kann oder will. Vom Publikum hielt er wenig: “Statt das Publikum zu zwingen, an das Werk heranzutreten, bettelt man um seine Zustimmung. Was an der Kunst, wie sie heute verstanden wird, langweilt, ist diese Notwendigkeit, das Publikum auf seine Seite zu bringen.” 9. Josef Beuys steht ihm da nicht nach: “Die ganze klassische Musik wird konsumiert wie Schweinefleisch.” 10

Ja, das ist leider so. Nichtsdestotrotz verstoßen die neuerlichen Zugangsregelungen zur Kunst vonseiten des handelnden Staates gegen die von ihm selbst erklärte Kunstfreiheit, ein Recht, das gleichermaßen Künstler, wie die durch die Covid-19-Regularien gespaltene Öffentlichkeit betrifft. Dabei ist es unerheblich, ob die Politik fahrlässig oder vorsätzlich handelt. Erschreckend in der heutigen Zeit ist, daß die Covid-19-Misere für die Politik obendrein dazu dienen soll, eine Solidargemeinschaft heraufzubeschwören, was immer das sein soll. Solidarität ist der falsche Begriff. Gegen wen, bitte schön, soll man sich in der Bevölkerung solidarisieren? Warum wird der Begriff Solidarität überhaupt bemüht? Wenn die Politik moralisch wird, erscheint dies bedenklich …, ich breche ab. Mich befällt ein klammes, ungutes Gefühl …

Ein solch extremer Ausnahmefall, infolge der Corona-Restriktionen, war bislang in der Bundesrepublik Deutschland nie eingetreten, sodaß es kaum höchstrichterliche Vorzeigeurteile dazu geben dürfte. Auf Grundlage des Art. 5, Abs. III des Grundgesetzes ist die Durchsetzung der uneingeschränkten Kunstfreiheit sowieso fraglich, weil im juristischen Alltag ausschließlich auf die Handlungsfreiheit der Akteure, des Urhebers und der beteiligten Institutionen im Kulturbetrieb, abgestellt wird. Indes, das Publikum hat eine gewichtige Funktion im Kulturbereich, so wie es Marcel Duchamp, trotz seiner Vorbehalte bezüglich der Kompetenz der Masse, ausdrückt: “Der Künstler zählt nicht. Die Gesellschaft nimmt sich genau das, was sie sich wünscht. Das Kunstwerk beruht stets auf diesen beiden Polen: dem Macher und dem Zuschauer, und der Funke, der aus dieser bipolaren Aktion herausspringt, bringt etwas zum Entstehen – wie Elektrizität.” 11 In diesem Licht stellte ich meine Frage an Ai Weiwei, mit Bezug auf Marcel Duchamp, ob der Künstler in einer solch prekären Situation, wo, was die Covid-19-Verbote angeht, der dringend erforderliche öffentliche Diskurs verhindert wird, ob der Künstler sich verweigern müßte, um selbst am Ende nicht vereinnahmt zu werden, um unabhängig zu bleiben, – um zudem als Katalysator für ein freies, öffentliches Bewußtsein zu wirken. 12

Jetzt, zu Beginn des Jahres 2022, werden wir schlimmstenfalls und halb verdeckten Auges mitansehen müssen, wie die Politik die Kunstfreiheit und andere Freiheiten sowie öffentliche Zugänge wiederherstellen will, indem diese bislang ausgeschlossene Minderheit nunmehr der Impfpflicht unterworfen wird (s. die Vorgänge in Österreich in diesen Tagen). Eine Grundrechtsverletzung löst die andere ab. Das Covid-19-Roulette geht weiter.

[Nachtrag: Der deutsche Bundestag hat – für viele Beobachter überraschend – am 07. April 2022 sich gegen eine allgemeine Impfpflicht entschieden.]

 

Nachwort:

Es soll nochmals klar gestellt werden, es geht nicht um die Frage der Impfung oder Nichtimpfung, hier hat das Anliegen Vorrang, ein Plädoyer für eine sachliche Neubewertung der Pandemie und der daraus abgeleiteten Maßnahmen zu halten. Denn:

Die restriktiven Corona-Maßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland basieren nicht auf klinischen Studien, die den standardisierten, wissenschaftlichen Anforderungen genügen. Das hat einen Grund: diese Studien existieren schlichtweg nicht, Punkt. Dieses schwerwiegende Faktum wird geflissentlich immer und immer wieder verdrängt. Die Legitimation für die Maßregelungen meint man gemeinhin über den Gedankengang herleiten zu können, daß alle Welt das Gleiche tut und daß es wohl seine Richtigkeit mit den gestaffelten Impfungen und Beschränkungen haben muß. Derart züchtet man einen Herdentrieb, erreicht aber keine Herdenimmunität. Empirisch ermittelte Daten, wie sie aktuell in einer großangelegten Studie aus Südkalifornien, USA erhoben wurden 13 (Berechnungsgrundlage ist der Zeitraum vom 30. November 2021 bis 01. Januar 2022), rechtfertigen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung keinesfalls. Konkret:

Es zeigte sich dort, und in den detailliert aufgestellten Tabellen jener Studie wird dies deutlich, daß die Impfwirkung nachläßt und daß die Impfungen im Falle von Omikron sogar hörere Infektionen zur Folge haben. Über die Ursachen kann nur spekuliert werden, denn es könnten beispielsweise Verhaltensgewohnheiten einer sich sicher fühlenden geimpften Bevölkerung hier hineinspielen. Insgesamt kann festgestellt werden, daß der schwere Krankheitsverlauf und Todesfälle gering sind und bei Omicron gar vernachlässigbar 14.

Diese Zahlen sind Fakten, die es erlauben, eine vorsichtige Bewertung der bisherigen und projektierten Impfkampagnen zu wagen. In etwa spiegelt sich dies in einem Statement der European Medicines Agency (EMA) vom 11. Januar 2022 wieder. Denn, daß die Boosterei nicht ewig so weitergehen kann, hat die EMA inzwischen offiziell bekannt gegeben: “Der EMA-Beamte äußerte Bedenken, dass eine Strategie, alle vier Monate Auffrischungsimpfungen zu verabreichen, hypothetisch das Risiko birgt, das Immunsystem der Menschen zu überlasten und zu Ermüdung in der Bevölkerung führt.15

So allmählich trudeln die bestätigenden Nachweise für die Darlegungen und Prognosen von vielen Experten, die sich kritisch äußern und die man in die Ecke stellt, ein 16. Es wird immer offensichtlicher, daß es sich um Vakzine handelt, die auf einem falschen Denkansatz beruhen. Vakzine, nach herkömmlichen Maßstäben gemessen, machen nur Sinn, wenn sie das Virus auch in seinen Mutationen erkennen, komplett abtöten und somit zu einer sterilen Immunität führen. Dies ist bei den verwendeten Typen von Vakzinen nicht der Fall. Manche Fachleute schlagen hingegen eine wesentlich differenziertere Herangehensweise an diese Pandemie vor, mit flankierenden Vorkehrungen. Zusätzlich wären frühe Therapieansätze bei Ausbruch der Covid-19-Erkrankung sinnvoll. Diese Aussicht würde in der Population die Angst vor einer Erkranung drastisch reduzieren. Die Pandemie könnte den Anstoß geben zu einer Veränderung des Lebensstils und der Ernährung der Bevölkerung. Dies sind Aspekte und Hinweise, die über die Covid-19-Pandemie hinaus nachhaltig förderlich für die Gesundheit der Allgemeinheit wären. Hierin könnte und müßte die breite Öffentlichkeit einen positiven Aspekt der Pandemie erkennen. Sinnvoll wäre es, wenn von staatlicher Seite aus diese langfristige Perspektive kommuniziert und gefördert werden würde.

In deutschen Landen hört man in den großen Medienkanälen und Verlautbarungen des Gesundheitsministeriums von alledem nichts. Der Bundestag hat Besseres zu tun, indem die Abgeordneten sich fleißig mit der Umsetzung einer Impfpflicht beschäftigten, als ob das das einzig Richtige und Seligsprechende sei. Als “Sternstunde des Parlaments” wurde diese bescheidene Veranstaltung hochstilisiert, bloß weil der Fraktionszwang hierfür aufgehoben wurde und jeder Redner allein seinem Wissen und Gewissen verpflichtet sei. Als ob das nicht der Normalfall sein sollte. Man könnte ja auch mal über die Interpretation von Zahlen aus erster Hand diskutieren, aber nein, man konfrontiert sich gegenseitig mit Meinungen und Standpunkten. Diese bequeme Haltung ist so unbefriedigend wie unfair, weil dadurch die richtungsweisenden Informationsquellen im Verborgenen bleiben und der einzelne Bürger diese sich, so gut es geht, mühsam aus dem InterNet herausklauben muß. So weiß man nicht, auf was sich der einzelne Diskutant eigentlich stützt. Genau das ist das Frustrierende und Irritierende, ebenso bei den in den öffentlichen Mainstreamkanälen geführten Diskussionen. Das Mindeste, was man erwarten dürfte, wäre, daß die Entscheidungsträger und ihre berufenen Berater auf den Anknüpfungstatsachen aufbauende Strategien entwickeln, – und das Dilettieren einfach mal bleiben lassen.

Um nochmals die Koordinaten im Weltmaßstab zurechtzurücken mit dem Verweis auf die äußerst rigerose Null-Covid-19-Doktrin Chinas: Kann diese, in ihren Auswirkungen auf die Population grausame Vorgehensweise dazu herhalten zu sagen, es sei alles gar nicht so schlimm hier in Deutschland? Nein. Für eine mündige Demokratie kann das kein Vorbild sein. Das Virus wird dort als Vorwand und Waffe für die rücksichtslose Unterdrückung der Bevölkerung eingesetzt 17.

Dieser Nachtrag erscheint mir unumgänglich, um aufzuzeigen, daß als Kollateralschaden des Covid-19-Aktionismus der Politik, der auf wackligen Füßen steht, die Freiheit der Kunst innerhalb dieser Gesellschaft leichtfertig untergraben wird. Wenn diese Freiheit ausgehebelt wird, sind auch andere Grundrechte betroffen.

Wissembourg, den 02. Februar 2022


1im Lied: “Treten Sie näher, Franz Josef

2Veranstalter: Kronberg Academy, Januar 2022. Die schriftlich gestellte Frage wurde vom Pianisten und Gastgeber Kirill Gerstein vorgelesen, eine direkte mündliche Kontaktaufnahme war nicht möglich.

3 Originalfrage in Englisch: “In times of Covid-19, the rule applies to many events, concerts and exhibitions that unvaccinated people are not allowed access. The Volksbank in Germany even advertises with the slogan: ‘We are vaccinating our way free.’
Even if it could prove that the vaccination is helpful for everyone, the exclusion of a group of people from public coexistence seems to be unacceptable. Access to art cannot be denied – and – in a closed or segmented society, art cannot work. A bizarre example: a performance of John Cage’s piece 4’33” in front of a vaccinated audience while the unvaccinated are left out seems to be absurd.
Hence the question: What strategies are available to artists, actors and musicians but also to galleries, museums, theatres and concert halls to overcome this stigmatization? If there are no strategies in the art business, should the artist go underground (Marcel Duchamp)?

4big disaster question” im Sinne von einer sehr schwierigen Frage, weil es weltweit eine Katastrophe ist.

5 Originalantwort in Englisch: “God, this is a big disaster question. First, I – you know – as long as we are part of the society, we have some kind of obligation. Not a obligation necessarily we want to beleive or how we think it should be. But, we are part of the society. So, that’s the deal. It’s almost like a business. But, not necessarily that every deal is a right deal.

I don’t think that the goverment has any right – absolutely! – has any right to tell people what to do. If, unless you think lots of people belong to you as slaves or someone you can really play with. So, I don’t know, I … on one occasion I heard Putin, the Russian president, maybe it’s not true or true, but on one occasion he said he doesn’t want to expect [people] to be vaccinized [vaccinated], because he [they] doesen’t have to. So, I kind of feel right with this dictator who has this common sense, to let people to decide [on] their own business, and this includes [information] about danger, about live and death, and about human to be ashamed of [making people feel ashamed]. But still, this is his body. So, I am vaccinated, but I certainly understand anybody who doesen’t want to be and should not be discriminated. The society has lost a very fundamental moral trust. So, you cannot trust the engineers or even the professionals who make business from the pandemic. And you just simply can not trust it because there is always profit.”

6 aus dem Gedächtnis zitiert

7 aus dem Gedächtnis zitiert

8Performance is so close to life that it isn’t able to alter its nature once it’s made the step (…).” In: MUSICAGE, S. 252, Wesleyan University Press, 1996

9 In: Otto Hahn, “Passport N° G255300. Art and Artists“, London, Juli 1966

10Coyote III , Tokio 1984

11 In: Calvin Tomkins, “Profiles: Not Seen and/or Less Seen – Marcel Duchamp“, The New Yorker, New York, 06.02.1965

12 Marcel Duchamp: “Nein, die einzige Lösung für den großen Mann von morgen in der Kunst ist, in den Underground zu gehen.” In: ebda

13https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.01.11.22269045v1

“Full Text”
oder pdf Dokument:

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.01.11.22269045v1.full.pdf+html

14 Unter der ausgewählten Gruppe von 69.280 Infizierten waren 52.297 mit der Omicron-Variante des Corona-Virus infiziert und 16982 mit der Delta-Variante. Darunter waren 13.874 ungeimpfte Personen mit Omicron und 8.449 mit Delta infiziert. Von den infizierten geimpften Personen (1., 2. und 3. Impfdosis zusammen gerechnet) waren es für Omicron 38.423 und für Delta 8.534 Personen (Tabelle S8).
Da nicht angegeben wird, wieviele Menschen in Südkalifornien überhaupt geimpft sind und wieviele nicht, kann aus dieser Studie kein Prozentsatz herausgerechnet werden, wieviele von der Gesamtzahl der Geimpften bzw. Ungeimpften infiziert waren. Bei einer Impfrate von 50% wäre die Infizierungsquote bei Delta in beiden Gruppen in etwa gleich, jedoch bei Omicron bei den Geimpften weitaus höher, nämlich um das 2,8-fache. Geht man hypothetisch einmal davon aus, daß eine Impfrate von 70% vorliegen könnte, dann wäre die Anzahl der infizierten Ungeimpften bei Delta ca. 2,3 Mal höher als bei den Geimpften. Umgekehrt stellt es sich bei der Omicron-Variante dar. Hier wäre die Ratio für die Infizierung der Geimpften um ca. das 1,2-fache höher (38423/13874*3/7 = 1,2 ).
Es wird zusätzlich genauer differenziert zwischen der 1., 2. und 3. Dosis der Impfung. Hier wird erschreckend deutlich, daß die 2. Impfung bei Delta fast keinen Effekt hat: es sind 6.678 Infizierte unter den Geimpften. Bei Omicron wird indes eine enorme Steigerung der Infektionen mit der 2. Dosis hervorgerufen: 28.160 Infizierte. Die 3. Dosis erzielt bei Delta wieder ein besseres Ergebnis, aber kaum bei Omicron.
Bei der Hospitalisierung (Tabelle S4), die ja immer mit Blick auf den Krankheitsverlauf als das noch verbleibende Argument für die Impfung der Älteren angesehen wird, ergibt sich, daß in der Tat die Ungeimpften bei Delta ca. 2/3 der Bettenbelegung ausmachen. Jedoch bei Omicron kehrt sich die Relation von Ungeimpften und Geimpften wieder drastisch um, hier sind im Spital mehr als 3 Mal soviel Geimpfte wie Ungeimpfte. Auch hier zeigt sich, daß die 2. Impfdosis bei Delta nur ein mäßiges positives Ergebnis erbringt und bei Omicron wieder das krasse Gegenteil bewirkt. Erst die 3. Dosis “korrigiert”, in Anführungszeichen, diesen negativen Effekt bei Omicron, aber nicht ausreichend genug.

Die künstliche Beatmung, die einem schweren Krankheitsverlauf zuzuordnen ist, betraf 1 Omicron-Patient und 11 Delta-Patienten, nicht angegeben wird ob ungeimpft oder geimpft. 1 Omicron-Patient starb, indessen waren es 14 bei Delta (Tabelle 1). Hier wird nicht aufgeschlüsselt, ob die Todesfälle “an” oder “mit” Corona registriert sind (im Durchschnitt sterben 1/3 “an” und 2/3 der Patienten “mit” Corona, d. h. an anderen Erkrankungen. In Prozentzahlen ausgedrückt starben 0,001% der Omicron-Patienten und 0,02% der Delta-Patienten “an” oder “mit” Covid-19

Fazit: Aus alledem, und entgegen allen offiziellen Bekanntmachungen, läßt sich nicht herleiten, daß die 2. und 3. Impfung eine nennenswerte Schutzwirkung entfalten, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein.

15https://www.euractiv.com/section/coronavirus/news/eu-drug-regulator-expresses-doubt-on-need-for-fourth-booster-dose/

The EMA official concerns that a strategy of giving boosters every four months hypothetically poses the risk of overloading people’s immune systems and leading to fatigue in the population.”

16 Geert Vanden Bossche, mRNA-Entwickler Dr. Robert Malone, Peter McCullough

17 laut dem chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012)