Lorin Maazel und Michael Bach im Gespräch

Germany

KREUZSTAB-KANTATE / / Dirigent LORIN MAAZEL (mit Violine) während der ZDF-Aufzeichnung zur ‘Kreuzstab-Kantate’, Februar 1969. Foto: dpa

Michael Bach

In Gedenken an Lorin Maazel (+ 13. Juli 2014) veröffentliche ich eine Tonaufnahme in Ausschnitten und eine Transkription derselben, die unser Treffen in München 1999 in Sachen BACH.Bogen dokumentiert.

Lorin Maazel, Andreas Röhn und Michael Bach, Gasteig München am 07. September 1999

 

Lorin Maazel wurde auf meinen Rundbogen aufmerksam, als er mein erstes Arbeitstreffen mit Mstislaw Rostropowitsch in Berlin 1998 am Rande mitbekam. Er dirigierte damals in der Berliner Philharmonie sein eigenes Werk „Musik für Violoncello und Orchester“.

Die Demonstration meines Rundbogens in München belegt die allererste Reaktion von Lorin Maazel auf diese instrumentaltechnische Neuerung. Gleichermaßen ist hier eine Entwicklungsstufe des BACH.Bogen festgehalten, die als historisch eingestuft werden kann. Denn bereits 2 Jahre später stellte ich in Paris das neue Modell des BACH.Bogens vor, das das Vorgängermodell ablöste und sich bis heute bewährt.

Für Lorin Maazel komponierte ich „3 Pitches, 11 Sounds” (2000) für Violine mit Rundbogen.


 

 

Michael Bach: Wie Sie wollen …

Sie können auch einstimmig spielen mit relativ lockerer Haarspannung.

Das gibt natürlich …

(demonstriert am Cello)

einen anderen Ton, wenn Sie mit lockeren Haaren einstimmig spielen.

Lorin Maazel: Also, natürlich, was kann man sagen: man muß es ausprobieren.

Und, es ist eine Frage, ob ich zwei Rundbögen bei mir zu Hause behalten könnte für einige ich weiß nicht, wie lange ich in München ich bleibe in München noch 5 Tage und in Europa noch 10 Tage. Dann bin ich in den Vereinigten Staaten und komme nicht zurück vor Januar.

Aber ich brauche nur ca. 2 Tage, aber jetzt bin ich zu beschäftigt. Aber im Prinzip interessiert mich das. Viel besser wäre es, das anzuschauen im Januar, wenn ich hier für 6 Monate bin. Dann kann ich in aller Ruhe, vielleicht einen Monat lang 1 bis 2 Bögen behalten. Dann kann ich sehen, was ich damit anfangen kann.

Weil, ich bin ein großer Bach-Verehrer, ich spiele alle diese Sachen, und bin immer unglücklich, mit allen Lösungen, also das Arpeggieren …

Mein Steg ist ziemlich flach, ich habe eine gute Geige, und ich kriege 3 Noten mühelos, aber 4 kann man nicht (lacht).

MB: Aber 3 Noten …

LM: ziemlich im forte.

MB: kräftig.

LM: Und wenn ich also leise spielen soll …

(MB demonstriert leise Akkorde am Cello)

LM: Sie machen diese Bogenwechsel ganz geschickt. Das kann nicht einfach sein an der Spitze …

MB: An der Spitze ist es am Schwierigsten.

(demonstriert am Cello)

LM: Eine Gelenkbewegung kann man kaum machen, nicht wahr?

MB: An der Geige ist das anders. Aber mit diesem Bogen geht es besser weil die Haltung ist derjenigen des normalen Bogen angenähert. Das war das Ziel. Die Frage ist, also meine Frage an Sie wäre: Sollte man da noch etwas verändern?

Also das sind jetzt ganz frische Prototypen, die gerade lackiert und noch in der Versuchsphase sind.

LM: Die echten alten Rundbögen, die sind nicht mehr zu benutzen, oder?

MB: Ich kenne keinen.

LM: (lacht) Die sind nicht …

MB: Ich habe nie einen gesehen. Also es gibt Skulpturen, Steinskulpturen …

LB: Fotografien …

MB: Aber diese Rundbögen hatten keine Mechanik am Griff.

LM: Man mußte das dann mit dem Daumen

Ich habe mal gesehen, daß man den Bogen umkehrt …

MB: Ja, ja, Paganini …

LM: Ja.

MB: hat solche Experimente gemacht. An der Geige geht das, am Cello nicht. Er hat so mehrstimmig gespielt. Es gibt Skizzen von ihm. Sehr interessant. Ich weiß nicht, ob Sie das kennen?

LM: Ja, ich habe so etwas gesehen. Ich habe auch so etwas probiert, wo man eigentlich die Geige und den Bogen so hält, man muß den Frosch lösen, die Geige kommt dazwischen (zwischen Bogenhaare und Bogenstange), und dann spielt man so (demonstriert ohne Instrument).

Es ist erstaunlich, wieviele Noten man gleichzeitig spielen kann.

Warum haben Sie das hier …

MB: Ich muß … (demonstriert am Cello) hier hochziehen können mit dem kleinen Finger.

LM: Ach so. Also man braucht …

MB: Einen Halt braucht man, ob der so groß sein muß, das ist eine andere Frage.

LM: So aha ich habe verstanden. Irgendwo muß die Hand stabil sein. Hier und diese Bewegung kann man dann leichter machen. Ich verstehe.

MB: Das andere Problem war, daß die Hand verrutschen könnte. Deswegen dieser Anschlag.

LM: OK, geben Sie mir bitte zum Spielen so ca. 3 Bögen verschiedener Art. Ich spiele mit einem ziemlich leichten Bogen. Also, ich glaube nicht, daß es ein so großer Unterschied ist.

Aber es würde mich interessieren. Ich habe ein Treffen mit Geigern, und wie das (der Rundbogen) klingt auf einer guten Geige.

MB: (nimmt einen anderen Prototypen) Dieser Bogen ist besser, er bietet mehr Halt. Ich denke, man könnte einen hochgewölbten Bogen machen mit diesem Griff.

LM: OK, wir versuchen das. Und dann auch mal mit diesem Griff. Ja, OK. Machen wir so. Und ich werde das probieren, weil es mich sehr interessiert (lacht).

Kennen Sie Professor Röhn?

MB: Ja, vom Namen.

(LM holt Herrn Andreas Röhn, 1. Konzertmeister der Münchner Philharmoniker in den Raum.)

LM: (zu Andreas Röhn) Ich möchte Ihnen etwas zeigen.

AR: Ja, gerne.

LM: Das ist Herr Bach, das ist Herr Röhn.

MB: Ich kenne Ihre Aufnahme von Rudi Stephan (Violinkonzert).

AR: Ja, habe ich oft gespielt.

LM: Ein ausgezeichneter Cellist und, er hat sich in Bachbögen spezialisiert und es ist erstaunlich er hat verschiedene Modelle entworfen …

(MB demonstriert am Cello)

MB: Das ist der flachgewölbte Bogen und der hochgewölbte …

LM: Es ist ein erstaunlicher Klang.

MB: klingt so (demonstriert): vierstimmig bis zur Spitze.

LM: Da kann man Akkorde leise spielen.

AR: Ja, da muß man links unglaublich fit sein.

LM: Ich habe (den Rundbogen) bislang noch nicht gespielt, ich habe versucht …

AR: Ich kann es überhaupt nicht …

LM: Ja, aber man muß ihn nur 2 Minuten anfassen und man traut sich ich habe es auf der Hand gespürt (LM probierte ohne Geige den Rundbogen ersatzweise auf der linken Hand zu führen) und nach 2 Minuten habe ich doch ein bischen verstanden (lacht).

Am Anfang glaubt man, es ist überhaupt nicht möglich und dann bemerkt man, daß

AR: Und das, sind das verschiedene Modelle?

MB: Ja, es sind alles verschiedene Modelle.

LM: Und damit kann man den Bogen im Griff behalten. Ich lasse Sie beide (lachen).