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Scores for Violin, Viola and Cello
Die “Träumerei” aus Robert Schumanns Klavierzyklus “Kinderszenen” ist ein Stimmungsbild, das gegen Ende mit der harmonischen Wendung zum Doppeldominantseptnonenakkord sein unmittelbares Ende findet. Dieses Stück wird häufig in einer Bearbeitung für ein Streichinstrument und Klavier aufgeführt und zwar in der Weise, daß das Streichinstrument die Melodie spielt und das Klavier den verbleibenden Rest zugeteilt bekommt. Dieses Aufteilung der Partitur überläßt nicht nur einen verkümmerten Part dem Klavier zur Ausführung, sondern zerstört die Einheit der sich durchdringenden Einzelstimmen und Akkordtöne. Gerade die Verwobenheit von Melodie- und Begleittönen, deren Gleichwertigkeit und deren labiles Zusammenwirken charakterisiert diese Traumwandlung in Klängen.
Denkbar wäre beispielsweise eine Version für Streichquartett. Die Version für ein Solostreichinstrument stellt allerdings die Aufgabe, den Notentext zu reduzieren, so daß die harmonietragenden Tonhöhen erhalten bleiben. Der originale Klaviersatz enthält beispielsweise einige Oktavierungen, auf die bei einem Streichinstrument verzichtet werden kann. Auch muß der Ambitus um eine Oktave reduziert werden, womit andererseits eine klangliche Verdichtung des ausgedünnten Klaviersatzes gewissermaßen wieder erreicht wird. Die Bearbeitung für ein Streichinstrument transponiert das Stück aus spieltechnischen und klanglichen Gründen von F-dur nach G-dur (Cello und Bratsche) respektive D-dur (Violine), da derart die leeren Saiten und deren Obertöne erklingen können.
Der Rundbogen ist ideal für die Realisation dieser Transkription für ein Solostreichinstrument, da er mit seiner flexiblen Haarspannung sowohl die Einzelstimmen individueller hervortreten läßt, als auch weichere und klangvollere Arpeggien ermöglicht. Akkordische Zusammenklänge sind insbesondere am Ende des Stücks von einschneidender Klangwirkung. Dies betrifft den siebenstimmigen Doppeldominantseptnonenakkord mit Fermate, wo im originalen Klaviersatz ebenfalls kein Arpeggio verzeichnet ist, – im Gegensatz zu etlichen Parallelstellen. Dieser Akkord bedeutet nicht nur eine Steigerung sondern stellt auch eine Überraschung dar gegenüber seinem Pendant zu Beginn in Takt 6. Dort nimmt der Akkord die Funktion als Zwischendominante zur Tonikaparallele wahr. Ebenso vorteilhaft ist der Rundbogen für die ebenfalls nicht arpeggierte Ausführung der drei Schlußakkorde, die die auflösende Antwort auf den fulminanten Spannungsakkord zuvor sind, sie bilden den versöhnenden Abschluß nach der übermäßigen None.
Michael Bach Bachtischa
Wissembourg, 2021